Bemalen oder färben?

Warum färben wir unser Leder eigentlich selber?

Eine Frage, die sich wohl jeder schon mal gestellt hat. Zumal es unzählige Händler gibt, die fertig gefärbtes Leder in allen erdenklichen Farben liefern können. Aber ich finde gerade die Tatsache, dass wir in der Lage sind unser Lederprojekt von Anfang an zu gestalten, faszinierend. Und was prägt ein Portemonnaie oder eine Tasche mehr als die Farbe des Leders? Mal ganz abgesehen davon, dass es oft schwierig ist, genau das Leder zu finden, das man sich für sein Werkstück vorgestellt hat.

Bemalen oder Färben hat viele Vorteile, die sich kein Lederhobbyist entgehen lassen sollte.

Kostenfaktor

Neben den kreativen Aspekten sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass selber färben sehr viel günstiger ist als fertiges Leder zu kaufen. Mit dem Inhalt einer Flasche Farbe kann man sehr viel Leder färben. Und das macht sich spätestens dann bezahlt, wenn man immer wieder neue Farbtöne braucht.

Wer meine Arbeiten kennt der weiß, dass ich eine Schwäche für Uhrenarmbänder habe. Diese kleinen Werkstücke sind nun wirklich nicht riesig. Durch das selber färben habe ich die Möglichkeit mit einem Stück pflanzlich gegerbten Leder und einer Flasche Farbe dutzende Bänder in einer jeweils anderen Farbschattierung zu gestallten.

Das würde mich, beim kauf von unterschiedlichen Ledern, ein Vermögen kosten.

Oder stellt euch vor ihr wollt z.B. viele Hundehalsbänder in unterschiedlichen Farben herstellen. Kauft ihr dann jeweils eine Haut in jeder Farbe… Oder wäre es da nicht einfacher eine Blanklederhaut zu kaufen und genau die Stücke selber zu färben die ihr gerade braucht. Und das auch noch in der Farbe die ihr oder euer Kunde unbedingt haben will.

Natürlich gibt es da Grenzen. Ich beziehe mich hier auf pflanzlich gegerbtes Leder. Ich glaube man muss kein Mathegenie sein, um zu erkennen, das selberfärben in diesem Bereich sehr viel Geld sparen kann.

Lederfarben

Aber um seine eigenen Färbeversuche zu starten, muss man erst einmal wissen, welche Möglichkeiten des Lederfärbens es überhaupt gibt. Doch irgendwie mochte ich den Oberbegriff FÄRBEN noch nie! Denn – Farbe ist nicht gleich Farbe!

Wir sollten vielleicht besser von FÄRBEN und BEMALEN sprechen.

Leder bemalen

Beim Bemalen wird die Farbe auf das Leder aufgebracht. Das passiert mit abdeckenden Farbschichten. Und wir Lederhobbyisten greifen da gerne zu Acrylfarben.

Wie dieser „ACRYLIC DYE“ von Fiebing’s.

Acrylfarbe hinterlässt – kurz und zugegen sehr oberflächlich erklärt – nach dem Trocknen eine flexible farbige Plastikschicht, die quasi auf dem Leder liegt. Gerne genommen für jede Art von dekorativer Malerei auf Leder.

Das ist Vergleichbar mit einem Lack der auf ein Stück Holz aufgetragen wird.

Leder färben

Und Im Gegensatz zu diesem “ bemalen“ gibt es dann halt das Färben. Das machen wir mit einer sogenannten Einzugfarbe

Das hier ist ein typischer Vertreter. Fiebing´s Pro Dye – meiner absoluten Lieblingsfarbe.

Und… Wenn wir schon bei den Vergleichen aus dem Holzbereich sind, dann ist das Lederfärben wohl vergleichbar mit dem Beizen. Oder anders. Pro Dye ist wie Tinte – und verhält sich auch so! Beim Färben, bringen wir diese hochflüssige Farbe  in das Leder – manchmal so viel und so tief, dass es komplett durchgefärbt ist, und nicht nur an der Oberfläche.

Unterschiede

Last uns mal die unterschiede zwischen Einzugfarbe und deckenden Farben zusammenfassen.

Vor- und Nachteile

Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Man kann sie eigentlich nicht miteinander vergleichen. Und wenn man es tut, dann vergleicht man eigentlich Äpfel mit Birnen. Wenn ihr nun wählen müsst, dann solltet ihr euch für die Methode entscheiden die für euer aktuelles Projekt am Sinnvollsten ist.

So kann man sagen, dass je mehr ein Werkstück mechanisch beansprucht wird umso besser ist es wohl Einzugfarbe zu wählen. Z.B.  Einen einfarbigen Gürtel würde ich immer mit Einzugfarbe färben. Weil durch die starke Nutzung die Gefahr besteht, dass sich bei einem flächig bemalten Gürtel die Acrylfarbe abreiben würde oder Risse bekommt.

Wird euer Projekt jedoch kaum bis gar nicht mechanisch beansprucht – wie dieses Lederbild, dann bieten Acrylfarben viele gestalterische Möglichkeiten, die ihr mit Einzugfarbe einfach nicht habt. Oder, und damit beantworte ich dann auch gleich diese Fragehier …ihr benutzt einfach beides.

Denn, und das ist das geniale, es lässt sich jederzeit auf ein mit Einzugfarbe gefärbtes Leder nachtäglich Acrylfarbe auftragen.

Diese Buchhülle habe ich mit Pro Dyes im „Used Look“ gefärbt  und anschließend sind kleine Details mit Acrylfarbe aufgemalt worden.

Was ist denn eigentlich leichter in der Handhabung?

Nun ja Einen Pinsel nehmen und ein kleines Motiv mit Acrylfarbe auf Leder zu malen ist relativ einfach und führt schneller zu Erfolgserlebnissen. Zumal man mehrere Schichten übereinander malen kann. Das hilft schon mal, wenn mal ein kleines Missgeschick passiert ist. Acrylfarbe lässt sich besser korrigieren.

Da hat man es bei Einzugfarbe schon schwerer.  Einmal im Leder habt ihr, außer es dunkler zu färben, keine Chance auf Korrektur. Deshalb ist sie schwerer zu beherrschen als Acrylfarbe. Egal ob ihr großflächig färbt oder sie zum colorieren eurer punzierten oder modellierten Werke verwendet.

Man muss ein paar Basics beherrschen und dann ist das Färben mit z.B. Pro Dye auch kein Hexenwerk mehr.

Video

Natürlich habe ich zu diesem Thema ein Video gedreht. folgt dem Link und ihr werdet viele weitere Informationen zu „Bemalen oder färben?“ finden.

Hier geht’s zum Video

Quellen

Die im von mir bevorzugten Farben findet ihr übrigens hier:

oder ihr schaut euch bei meinen Lieblingshändlern um:

Fazit

Ihr seht Farbe ist nicht gleich Farbe. Und ob ihr nun eine einheitlich braune Tasche nur mit Einzugfarbe färbt… Oder ein kleines Lederkunstwerk in Mischtechnik coloriert. Das Wichtigste ist, dass ihr die Angst vor Farbe verliert. Und genau darum geht es in dieser Serie.

Für heute sag ich schon mal danke fürs zuschauen.

Bis bald….